50 JAHRE ST. HEINRICH, ESCH/ALZETTE
Rückblende der Franziskaner-Nachfolger
Nicht die Zahl der Jahre ist entscheidend bei der Bewertung einer Zeitspanne, sondern der Geist, welcher diese Jahre geprägt hat. Der Grundstein zum Gebäudekomplex von St. Heinrich wurde zum geistigen Träger der bewährten franziskanischen Deutung des Evangeliums. Franz von Assisi, der bedürfnis- und anspruchslose Troubadour aus Umbrien hielt seinen Einzug in die Minettsmetropole, in die Stadt der Gegensätze und Konfrontationen. In die eingefahrenen Gleise der herkömmlichen Pfarrseelsorge sollte der freie und unkonventionelle Wind von Assisi, wehen. Etwas "Neues" und doch nur etwas "Selbstverständliches" für den, der die Bergpredigt zur Richtschnur seines Christseins nimmt. Die braunen Kutten und die nackten Füsse, welche anfangs Sensation im Stadtbild machten, waren das äussere Zeichen für dieses "Neue". Im 12. Jahrhundert war es die Kleidung der armen, ungebildeten und rechtlosen Landarbeiter mit denen Franz sich identifizierte. In unserer Zeit aber eine anschauliche Mahnung das "Wesentliche" im Christsein nicht von billigem Rankenwerk überwuchern zu lassen.
Heute, 50 Jahre danach, soll unser Rückblick von Anerkennung, Dankbarkeit und Freude getragen sein.
Anerkennung ...
Mit der Errichtung des Gebäudekomplexes St. Heinrich wurde eine Initiative ergriffen, die damals nicht selbstverständlich war.
Es gab nicht nur Beifall bei der Gründung. Aber die einfache und anspruchs¬lose Kontaktnahme der Pioniere mit der Bevölkerung entwaffnete mit den Jahren auch die verbissensten Gegner. Gewiss, die Kirche wurde von der Hüttengesellschaft "Terres Rouges" erbaut, aber Kloster, Kirchturm und Franziskusheim samt Inneneinrichtung wurden von unzähligen kleinen Spenden, die mühsam zusammengerafft wurden, errichtet. Tombolas, Theaterabende, Bazare, Verkauf von Gemüse aus dem Klostergarten usw. wurden organisiert, um die erforderlichen Mittel aufzubringen. Wahrhaftig, ein Werk des Volkes und der mit ihm verbundenen Franziskussöhne.
Dankbarkeit ...
Der Gebäudekomplex St. Heinrich stand von Anfang an im Dienste der Seelsorge. Unermüdlich waren Pater Raphael Lequil und seine Mit¬brüder unterwegs, um in Volksmissionen, Exerzitien und Einkehr¬tagen die Frohe Botschaft im Geiste des hl. Franziskus zu verkünden. Einfach anspruchslos und leutselig eroberten die braunen Kuttenträger das Vertrauen von Menschen aus nah und fern. Wieviele Menschen in Not Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung mit neuem Mut und Vertrauen die diskrete Klosterpforte verliessen, ist nirgends niedergeschrieben. In Dankbarkeit wollen wir daran zurückdenken.
Freude ...
Ja wir freuen uns aufrichtig an diesem Jubiläumstag über unsere kurze aber inhaltreiche geschichtliche Vergangenheit. Allerdings, nicht reich im Sinne von sensationnellen Geschehnissen, sondern durch den Geist des Poverello von Assisi, der sie getragen und geprägt hat. Das geistige Fundament das 1923 gelegt wurde, ist tief verankert im Leben und in der Erwartung der Pfarrangehörigen von St. Heinrich. Deshalb wird die ganze Pfarrei sich freuen, die noch lebenden früheren Seelsorger am 28. Oktober in ihrer Mitte begrüssen zu können und der bereits heimgegangenen in Dankbarkeit gedenken.
"Was du von den Vätern ererbt, erwirb es, um es zu besitzen". Wir wollen jedoch nicht bei der Gründung stehenbleiben. Das wäre Verrat. Leben, das nicht wächst, verkümmert. Eine christliche Gemeinschaft ist lebendig oder sie ist nicht. Weder starres Beharren auf dem Ueberlieferten noch ängstliches Sorgen um die Vergangenheit entsprechen den Absichten der Gründer. Der Rückblick darf den Ausblick nicht hindern, Im Gegenteil, aus der Vergangenheit wollen wir lernen, der Zukunft zu begegnen. Und diese Zukunft heisst ganz einfach "Mensch". Ob jung oder alt, ob gläubig oder ungläubig, ob gebildet oder ungebildet, ob arm oder reich, der einzelne Mensch, als einmaliges Ebenbild Gottes auf der Suche nach seinem Urbild, muss Ausgang und Ziel des Suchens, Schaffens und Betens unserer christlichen Gemeinschaft sein.
Möge die aktiv-lebendige Erinnerung an die franziskanische Gründerzeit immer in St. Heinrich erhalten und gepflegt werden!
Denn nur am Geiste von Assisi können Kirche und Welt gesunden.
Eug. Kellner Paul Metz
Comité d'Organisation
CharIes Reichling
Mme M.J. Assa-Bludau
Victor Kayser
Pierre Heuskin
Jos. Klosen
Roger Koemptgen
Hubert Kraemer
Emile Pleim
Steil Theodore
Les prêtres de la paroisse:
Abbé Eug. Kellner
abbé Paul Metz