Lage und Geschichte
Katholische Pfarrkirche St. Heinrich
Patrozinium: Sankt Heinrich (Festtag am 13. Juli)
Erzdiözese Luxemburg
Pfarrei St. Heinrich
Lage und Geschichte
Im „Brouch" -Viertel der Stadt Esch/ Alzette gelegen, spiegelt die St. Heinrich-Pfarrkirche sowohl in ihrer Lage als auch in ihrer Entstehungsgeschichte das schnelle Wachsen der Stadt seit den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts wider. Dieses Wachsen gründet in der Eröffnung und in dem Ausbau der Eisenhüttenwerke im Süden des Großherzogtums Luxemburg. Sie haben auf bestimmende Weise die Industrialisierung des Landes und die damit verbundene gesellschaftliche Entwicklung eingeleitet. Die Ortschaft Esch, deren Bevölkerung rasch anstieg, wurde zur Metropole eines industriell geprägten geographischen Großraums, in dem auch Bedarf an neuen Kirchenbauten entstand.
In diesem Kontext situiert sich das Entstehen der St. Heinrich Kirche. Teilweise umgeben von Arbeiterwohnungen, die im "Gelsenkirchener Stil" errichtet wurden, entstand von 1922 bis 1923 die heutige Pfarrkirche auf dem Gelände des Eisenhüttenwerks der Terres-Rouges-Gesellschaft und auf deren Kosten. Die Grundsteinlegung fand am 31. Juli 1922 statt, die Konsekration des Kirchengebäudes am 28. Oktober 1923. Als Architekt fungierte H. Grass von der Hüttengesellschaft Terres-Rouges. Treibende Kraft im Entstehen des Bauwerks war Henri Coqueugnot, Generaldirektor der Hüttengesellschaft. Sein Patrozinium führt das Gotteshaus zurück auf Henri Schneider, den im Ersten Weltkrieg gefallenen Sohn von Eugene Schneider (Creusot), dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats der Terres-Rouges-Gesellschaft. Von Anfang an lagen Gottesdienst und Seelsorge in den Händen der Franziskaner aus Metz. Gleichzeitig zum Entstehen der Kirche und mit dieser baulich verbunden, errichteten sie ein Klosterge- bäude, in welches sie am 23. August 1923 einzogen. Erster Oberer (Guardian) war Pater Raphael Legnil (t1936) aus Kontz (Moselle). Ihrer Niederlassung, die einem Wunsch von Bischof Pierre Nommesch (1920-1935) entsprach, verdankt die Kirche bis auf den heutigen Tag die volkstümliche Bezeichnung „Pätrekiirch".
Am 30. September 1928 wurde das Gotteshaus zum Sitz einer bischöflichen Pfarrei erklärt, am 23. Dezember 1952 erfolgte ihre staatliche Anerkennung. P. Raphael Leguil wurde der erste Pfarrer. Der Bautradition des Franziskanerordens entsprechend verfügte die Kirche anfangs nur über einen schlichten Dachreiter über der Vierung. Erst 1935/1936 wurde dem Langhaus ein eigentlicher Turm mit Spitzhelm angefügt. Auf die damals noch junge Geschichte des Bauwerks und seine Verbundenheit mit dem Franziskanerorden weisen die beiden Turmstatuen des hl. Franz von Assisi (1182-1226) und des hl. Kaisers Heinrich 11. (973-1024) hin, desgleichen auch das Franziskanerwappen im Tympanon des Hauptportals.
Bis zum 5. Dezember 1959 lagen Leitung und Seelsorge der Pfarrei in den Händen der Franziskaner. Von jenem Datum an übernahm der Diözesanklerus die Pfarrei. Erster Pfarrer als Diözesanpriester wurde Eugene Kellner. Am 31. Januar 1962 übernahm die Stadt Esch das Kirchengebäude und die damit verbundene Baulast.
Baugeschichte
Die Escher St. Heinrich-Kirche gehört zu den jüngsten historistisch geprägten Kirchenbauten Luxemburgs. Bereits in der Planung ging es um das Entstehen einer Pfarrkirche, die gleichzeitig auch als Konventskirche für die franziskanische Niederlassung bestimmt war. Diese Zweckbestimmung erklärte im Baugefüge das Vorhandensein eines langgezogenen, vom Langhaus durch einen Triumphbogen abgesetzten Chorraums, der den Patres und Brüdern für die Verrichtung des Chorgebets diente. Inspiriert durch romanische Stilelemente, entspricht das historistische Bauwerk im Langhaus dem Typ einer Saalkirche mit leicht hervorspringenden Querflügeln, so dass der Grundriss durch die Form des Kreuzes gekennzeichnet ist.
6 Baugeschichte
Im Sinne der franziskanischen Frömmigkeit lag von Anfang an für die Raumgestaltung das Schwergewicht auf einer breitgefächerten und volkstümlichen Bildwelt, in welcher die Frömmigkeitsströmungen des späten 19. Jahrhunderts weiterleben. Diese Bildwelt manifestierte sich einerseits in den Fenstern, die die Werkstatt der Gebrüder Jean und Syluer« Linster aus Mondorf nach den Entwürfen des Malers Engel aus Rustroff/Lothringen 1923 ausgeführt hatte. Die Bildthemen der figurativen Fensterflächen bezogen sich auf den Kirchenpatron Sankt Heinrich, die Arbeiterbevölkerung und den Franziskanerorden. Durch den Rückgriff auf die Gestaltungsprinzipien der klassischen Bleiverglasung wurde den Bildszenen möglichst wenig Farbe oder Schwarzlot aufgetragen, das Schwergewicht lag vielmehr aufhellen und farbigen Glasflächen, die Bleiruten markierten die Zeichnung. Andererseits war das Raumbild in Chor und Schiff geprägt von den Wandmalereien des Luxemburger Künstlers Nikolaus Brücher (1874-1957) aus Elvingen, die 1926/27 angebracht wurden. Sie erzählten aus dem Leben des hl. Franziskus und seines Ordens.
Eine Zäsur in der Geschichte des Innenraumes brachten die tiefgreifenden baulichen Veränderungen in den Jahren 1964-1966. Nach den Plänen des Escher Architekten Robert Van Hulle und unter Aufsicht von Willy Weigel entstand ein monumental wirkender, hell- und weisstrahlender Raum, der den Anforderungen des neuen Liturgieverständnisses des Zweiten Vatikanischen Konzils entsprach. Die neue Raumgestaltung war namentlich auf das Entstehen einer um den Altarbereich von allen Richtungen her konzentrierten liturgischen Versammlung ausgerichtet.
Dieser Ausrichtung entsprechend wurde der vordere Triumphbogen abgetragen, um den früheren Vorchor stärker in das neue Raumgefüge einzubinden. Die im Vorchor vorhandenen Seitenarkaden wurden in vereinfachter Form neu errichtet, um dem Monumentalcharakter des Raumbildes besser zu entsprechen. Gleichzeitig wurden die Fenster der Chorrundung geschlossen. An die Stelle des bisherigen Rippengewölbes. das im Langhaus auf Wandpilastern ruhte und durch Gurtbögen eingeteilt war, trat eine zeltartig wirkende Holzdecke, die das Langhaus, den Vierungsbereich und das ehemalige Vorchor zusammenschließt. In der Mitte des kreuzförmigen Grundrisses entstand eine erhöhte Altarinsel als Sinnmitte des Raumes. Nach dem Wunsch von Bischof Leo Lommel (1956-1971), der regelmäßig an der Baustelle weilte, sollte die St. HeinrichKirche das erste Luxemburger Gotteshaus werden, in welchem der Altar in der Mitte der liturgischen Gemeinschaft errichtet ist. Diesem Anliegen entspricht auch das leichte Gefälle des Raumes von der Eingangszone zum Altarbezirk hin. In der Eingangszone wurde die Sängerempore entfernt, um die Weiträumigkeit nicht zu beeinträchtigen.
Durch die baulichen Veränderungen innerhalb der überkommenen Architektur konnte ein vereinfachtes, aber nun monumental wirkendes Raumbild gewonnen werden, das eindeutig durch die hellen und vereinheitlichten Wandflächen, die sich von der Holzdecke und dem dunkel gestalteten Bodenbelag absetzen, bestimmt wird. In der Raumkonzeption kommt den neu geschaffenen Fenstern ein wichtiger Stellenwert zu. Mit ihrer nicht-figurativen Gestaltung wurde der bekannte Trierer Künstler Reinhard Hess beauftragt, ihre Ausführung erfolgte in der Trierer Werkstatt Kaschenbach. Die Obergadenöffnungen sind durch hellgraue Bleiverglasung gezeichnet, während die unteren seitlichen Langhausfenster und die monumentalen Vierungsfenster in Betonglasstein frei konzipiert sind. Durch ihre kräftige Struktur und ihr reich entwickeltes Farbenspiel setzen diese Fenster sich von den hellen Wandflächen ab, ohne jedoch den Bezug zur Raumarchitektur zu verlieren oder sich zu verselbständigen. Die Fensterrosen in der Vierung, in Bleiverglasung ausgeführt, deuten auf der rechten Seite das Wasser an und weisen somit auf das Taufgeschehen hin, auf der linken Seite ist das Feuermotiv als Zeichen der Geistsendung dargestellt.
Am 18. Mai 1969 nahm Bischof Leo Lommel die Konsekration des neuen Altars vor.
Ausstattung
Nach den tiefgreifenden Raumveränderungen, die im Frühjahr 1966 abgeschlossen wurden, kam es in den folgenden Jahrzehnten dank den Impulsen von Pfarrer Eugene Kellner zu einer integral neuen künstlerisch-liturgischen Ausstattung. Nur vereinzelte Objekte sowie die von der Firma B. Pels aus Alkmaar/ Niederlande 1947 errichtete Orgel sind über worden. Die neue Ausstattung, die ab 1968 zustande ka in ihren Kult- und Andachtsgegenständen mehrheitlich die Signatur von Elmar Hillebrand r 1925) aus Köln. Von 1946 bis 1950 war Elmar Hillebrand mit Joseph Beuys und Georg Meistermann Schüler bei Josef Enseling und Ewald Matare an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf, 1951 bis 1952 führte er sein Studium bei Ossip Zadkine an der Akademie de la Grande Chanmiere in Paris weiter, 1964 erfolgte seine Ernennung zum Professor für Bildhauerei an der Rheinischwestfälischen Hochschule Aachen. Vor dem Entstehen seiner ersten Bildhauerarbeiten für die St. Heinrich-Kirche in Esch ist er seit längerem mit wichtigen Aufträgen betraut worden, so z.B. für die Kirche des Campo Santo Teutonico in Rom (1957), den Kölner Dom (1960) und die von Gottfried Böhm entworfene Wallfahrtskirche von Neviges (1966). Viele seiner bildhauerischen Raumaustattungen sowohl in Deutschland als auch im Ausland beruhen auf einer engen Zusammenarbeit mit Theo Heiermann, Klaus Balke, Jochen Pechau und Paul Nagel. So schuf aufgrund eines Wettbewerbs 1973 die Kölner Künstlergruppe, des öfteren als "Köln er Schule" bezeichnet, die architektonisch-bildhauerische Gestaltung des Altar- und Chorbezirks des restaurierten Trierer Domes. Dieselbe Zusammenarbeit der Künstlergemeinschaft kam auch zum Tragen in der Restaurierung des Domes von Eichstätt.
Der erste Auftrag an Professor Elmar Hillebrand in Esch galt der Gestaltung der neuen Altarinsel. Auf sinnvolle Weise bilden die Altarinsel selbst sowie Altar und Ambo eine künstlerische Einheit aufgrund des Materials. Es handelt sich Stein aus Anröchte bei Lippstadt in Westfalen. Seine schwarze Farbigkeit, durch einen Grünton belebt, bewusst den Altarbereich von den hellen Wandflächen ab. Altarblock ist auf sämtlichen Seiten überzogen von einer r entfalteten und filigranähnlichen Reliefornamentik, die nach den Vorlagen von Elmar Hillebrand in der Werkstatt Steinbearbeitung Enqelbert Müller in Villmar an der Lahn standen ist. Erst 1994 hat Hillebrand die Altarinselfit durch ein farbenreiches Intarsienband näher differenziert aufgelockert. Der Entwurf wurde von Johannes Hillebrand. seinem Sohn, und Theo Heiermann ausgeführt. 1996 seht ebenfalls mit seinem Sohn Johannes die vier bronzenen, Pflanzenmotiven belebten Altarleuchter. Sie symbolisieren vier Evangelisten. An ihrem oberen Schaft sind jeweils Namen eingetragen.
Seit 1968 wird der Altarblock optisch hervorgehoben dt das monumentale, aus Bronze gegossene Hängekreuz Elmar Hillebrand. Ähnlich wie im Dom von Speyer erinnert in seiner näheren Gestaltung an einen Turm in Kreuzesform der - wie ein reiches Architekturgebilde - von innen in se Hohlräumen begehbar erscheint. So war es möglich, in seinen Balkenöffnungen neutestamentliche Geschehen anhand von zahlreichen und lebhaft gestalteten Statuetten unterzubringen. Es handelt sich im Einzelnen um die Geburt Jesu, das Abendmahl, die Geißelung, Kreuzesbetrachter, die Kreuzigung, die Kreuzabnahme, die Engel und Frauen am Grab sowie um die Himmelfahrt. Somit sind all diese Ereignisse aus dem Leben Jesu letztlich auf das Kreuz ausgerichtet und finden in dem Kreuz ihre Sinngebung.
Der Ambo (1982) zeigt in leichtem Relief das Blattzweigmotiv. Das Pult selbst über der Stele, in Bronzeguss ausgeführt, inspiriert sich in seiner näheren Gestaltung am Motiv des geöffneten Buches, in welchem sich das Wort der göttlichen Offenbarung mitteilt.
Gleichzeitig zur künstlerisch-liturgischen Ausstattung der Altarinsel errichtete der Kölner Bildhauer Karl Burgeff (* 1928) Schüler von Ludwig Gies, am Übergang vom Langhaus zum früheren Chorbereich die monumentale steinerne Sakramentssäule, die sich an die Wand anlehnt. Seitlich ist die Säule von einem kraftvollen und stark bewegten Relief belebt, das in den gemeißelten Ähren, Reben und Fischen unmittelbar auf die Eucharistie hinweist. Die Tabernakeltüre selbst, als Bronzerelief konzipiert, weist sinnvoll auf die Fußwaschung im Abendmahlsaal hin. Sie ist ein Werk von Ludwig Gies.
Erst nach längerem Zeitabstand ist in einer zweiten Phase zu Beginn der 80er Jahre die künstlerische Raumausstattung weitergeführt worden. Zu nennen sind an erster Stelle die von Elmar Hillebrand in Stein gemeißelten Wandtafeln in den beiden leicht hervorspringenden Querhausflügeln. Ihr Aufbau ist bestimmt von einer triptychonähnlichen dreiteiligen Komposition, die an spätmittelalterliche Altaraufbauten erinnert. Im rechten Querhausflügel erzählt in ansprechender und volkstümlicher Formensprache die „Franziskustafel'', die in Savonieres-Stein gehauen und von einem bemalten Rahmen umgeben ist, in mehreren Nischen die wichtigsten Ereignisse aus dem Leben des hl. Franz von Assisi. Sie sind jeweils in Aufbau und Einzelheiten inspiriert an den Freskomalereien Giottos in der Oberkirche von Assisi. Das obere abschließende Segmentrelief hat als Bildthema die Stigmatisierung des Heiligen auf dem Berg Alverno im Jahre 1224. Die untere Szene illustriert seine Sterbestunde, den sog. „Transitus" (Übergang) des Poverello, 1226 in Portiuncula. Die beiden Seitentafeln, als Malereikompositionen konzipiert, gehen auf Klemens Hillebrand zurück. Im Sinne der franziskanischen Spiritualität haben sie als Bildthema die vier Jahreszeiten vor dem Hintergrund der Landschaft Umbriens, in der Franziskus beheimatet war. Angedeutet ist deshalb auch seine Gestalt innerhalb der Komposition. Unter der „Franziskustafel" erinnert eine bronzene Schrifttafel an das Wirken der Franziskaner von 1923 bis 1959 in der Pfarrei.
Im linken Querhausflügel hat Elmar Hillebrand auf der "Auferstehungstafel" die Ereignisse aus der Leidensgeschichte des Herrn sowie Ostergeschichten in Euville-Stein festgehalten. Beherrscht wird die Tafel von der Darstellung des Auferstandenen. Die verschiedenen Leidensszenen sollen die Funktion von Kreuzwegstationen übernehmen. Auch für dieses Werk hat Klemens Hillebrand die Seitentafeln geschaffen. Sie deuten den Landschaftshintergrund an, vor welchem Leidensszenen und Ostergeschichten sich abspielen.
Die linke Seitenkapelle des Langhauses dient der Aufnahme der von Elmar Hillebrand in Bronze gearbeiteten Pieta ("Vesperbild") (1987). Ihr Rundsockel aus italienischem Santa-Fiora-Stein weist hin auf die Opfer des Zweiten Weltkriegs aus der Pfarrei. Für die nähere Gestaltung des ausdrucksvollen Bildwerks hat sich der Künstler durch die Pieta eines süddeutschen Wallfahrtsortes anregen lassen. In der Rückenaushöhlung der Figur sind Kreuzigung und Grablegung Jesu dargestellt.
Der Pieta gegenüber ist seit dem Jahre 2001 in der rechten Seitenkapelle die Monumentalstatue des Guten Hirten aufgestellt. In Zusammenarbeit mit seinem Sohn Johannes hat Elmar Hillebrand Christus, den Guten Hirten, auf eine durchaus unkonventionelle Weise dargestellt. Das in Santa-Fiora-Stein gehauene vollplastische Standbild entspricht nämlich nicht dem Bildtyp der altchristlichen Kunst noch demjenigen des Barock oder des 19. Jahrhunderts. Die kräftige und sich bewegende Gestalt des Hirten erinnert eher an Skulpturen von Michelangelo. Der Hirt ist kahlköpfig, expressionistische Gesichtszüge und die starke Hand bestimmen seine Gestalt, die auf die Schriftstelle von Jesaja 40,11 hinweist: "Wie ein Hirt führt er seine Herde, er sammelt sie mit starker Hand". Demgegenüber sind die Schafe zu Füßen des Herrn in einer eher naturalistischen Formensprache gemeißelt, sie wenden sich vertrauensvoll zu ihm, es geht um eine gegenseitige Hinwendung. Gegenüber der Tabernakelsäule. am Übergang vom Langhaus zum ehemaligen Chorbereich, ist an der Wand eine frühbarocke, farbig gefasste Marienfigur angebracht. Sie wird durch einen reich dekorierten, illusionistisch konzipierten Rahmen hervorgehoben. Den steinernen Sockel schuf Elmar Hillebrand. Die Statue ist über den Kunsthandel in die Pfarrkirche gekommen.
Hinter dem Altarbereich, in der früheren Chorrundung. ist 1989 ein monumentales Taufbecken von Elmar Hillebrand aufgestellt worden. Das eigentliche Becken, von Säulen getragen, ist in Santa-Fiora-Stein gemeißelt. Es wird überragt von einer Barockkuppel. die auf sechs, mit Rankenwerk ornamentierten Säulen ruht. Die überreiche Symbolik am Becken, seinem Sockel sowie auf der Kuppel beleuchtet mit aus der Heilsgeschichte stammenden Ereignissen das Taufgeschehen. In der Sockelzone des Beckens wird die Bedeutung des Wassermotivs durch vier Szenen konkretisiert: durch den Gekreuzigten und seine geöffnete Seite, den Durchzug durch das Rote Meer, durch Mose, der in der Wüste Wasser aus dem Fels schlägt, sowie die Taufe Jesu im Jordan. Die großen Stehfiguren auf der Kuppel weisen hin auf Johannes den Täufer und Maria als Urbild der Kirche, die aus der Taufe geboren wird. Auf dem unteren Rand der Kuppel sitzen in voll plastischer Gestaltung die vier Evangelisten als Zeugen der Auferstehung Christi, in welcher die Taufe gründet, während die Kuppelschale in leichtem Relief die zwölf Apostelköpfe zeigt. Die Kuppel wird bekrönt durch die Darstellung des Himmlischen Jerusalem, in dessen Mitte das Lamm als Zeichen des siegreichen Christus erscheint. Im Innern der Kuppel schwebt die in Alabaster gestaltete Hl. Geist-Taube, ein Werk von Clara Hillebrand. Ein lebhaft wirkendes Marmorintarsienband mit dem Fischmuster, das von Johannes Hillebrand ausgeführt wurde, umrundet das Taufbecken.
Der Architekturhintergrund der Taufstätte, welcher der Chorrundung entspricht, wurde 1995 von Klemens Hillenbrand malerisch gestaltet. Durch das Motiv des Vorhangs in den illusionistisch gestalteten Wandnischen sowie durch den Sternenhimmel wird der Blick auf das Himmlische Jerusalem als Ziel der in der Taufe beginnenden irdischen Pilgerschaft des christlichen Lebens gerichtet.
Das Taufbecken ist einerseits vom bronzenen Osterleuchter flankiert, einem Werk von Johannes Hillebrand, andererseits von der Adam-Eva-Gruppe aus Bronze, die sich auf einer schlanken Säule befindet, einem Werk, das bereits 1964 entstanden ist und mit welchem sich Elmar Hillebrand eng verbunden fühlt.
Seit 1994 betritt man die Kirche an der Turmseite durch ein von Elmar Hillebrand kunstvoll gestaltetes Bronzeportal. Das figurenreiche Werk zeigt in den einzelnen Bronzereliefs, die auf den Holzkern aufgelegt sind und mit einer Patina vom Bildhauer an Ort und Stelle der Geschichte des Bundes zwischen Gott und den Menschen Sowohl im Hauptfeld als auch in den Nebenfeldern sind Szenen in eine perspektivische Vertiefung hineingestellt. linken Nebenfeld ist das Kreuzigungsgeschehen dargestellt darunter die Eucharistie als Opfermahl. Das Hauptfeld belebt von der Darstellung des Einzugs Jesu in Jerusalem sowie seiner Auslieferung an Pilatus. Bezeichnenderweise si diese beiden Reliefs hineingestellt in einen kuppelartig Raum, auf dessen Hintergrund die Eisenhüttenwerke der Stadt Esch und die St. Heinrich-Kirche, umgeben von Arbeiterwohnungen, angedeutet sind. Das rechte Nebenfeld illustriert den Gnadenstuhl als Symbol der göttlichen Dreifaltigkeit sowie die Verkündigung des Herrn an Maria in Nazareth, darunter befinden sich die eucharistischen Gaben von Ähren und Trauben. Der obere Abschluss mit den seitlichen Reliefs des heiligen Heinrichs und der heiligen Kunigunde weist hin auf das Himmlische Jerusalem mit seinen Türmen, während unter den neutestamentlichen Szenen Männer- und Frauengestalten aus der Geschichte des Ersten Bundes zwischen Gott und den Menschen auftreten, so links Johannes der Täufer, Rut, Mose, Ester und Elija, rechts Jona, Judit, Hiskija, Debora und David. Die Figurenwelt des Portals ist umrandet von reicher Rankenornamentik, im unteren Teil ist das ebenfalls reich gestaltete Vorhangmotiv angebracht. Es erinnert an den Tempel, worauf auch die lateinische Inschrift Terribilis est laeus iste. Hie est domus Dei et porta coeli hinweist.
Das neue holzgeschnitzte Seitenportal rechts vom Chorbereich stammt ebenfalls von Elmar Hillebrand. Das Lebensbaummotiv überzieht die einzelnen Felder, der Türrand ist mit den zwölf Monatszeichen besetzt. Das Portal führt in den neuen Nebenchorraum, der für die Aufnahme der Beichtstühle bestimmt wurde. Ihm gegenüber liegt die Werktagskapelle mit dem von Elmar Hillebrand in Santa-Fiora-Stein gestalteten Zelebrationsaltar. Auf der Vorderseite ist das biblische Motiv des Guten Hirten angebracht. Vor dem Altar befindet sich ein Intarsienbelag, den Johannes Hillebrand schuf. An der Seitenwand sind mehrere Heiligenstatuen aus der Zeit der Franziskanerniederlassung aufgestellt; ihre neue farbige Fassung geht auf die Gemahlin von Theo Heiermann zurück.
Die frühere Taufkapelle seitlich des Haupteingangs erinnert in ihrer Ausstattung an die Franziskaner und das ursprüngliche Kirchenmobiliar. Neben der Statue des hl. Franziskus und des hl. Antonius von Padua (1195-123 J) erkennt man in den Holzreliefs des ehemaligen Hochaltaraufbaus die Heiligen Clara und Coleta sowie Paschalis und Nikolaus von Tolentino aus dem Franziskanerorden. Auf drei in Bronze gegossenen Erinnerungstafeln sind die Namen sämtlicher, in der Pfarrei I tätig gewesenen Franziskaner aufgezählt.
Würdigung
Dank den seit 1964 erfolgten tiefgreifenden Bauveränderungen und der damit verbundenen neuen künstlerischen Raumausstattung ist die St. Heinrich-Pfarrkirche einem markanten kirchlichen Bauwerk in Luxemburg gew: den. Es blieb nicht bei einem puristisch geprägten Raumbild Dem neuen Raumbild entspricht vielmehr eine von Elmar Hillebrand konzipierte und geschaffene figurenreiche Ausstattung, die als wohl einmalig für Luxemburg gewertet werden darf. Bei aller bildhauerischen Monumentalität haftet den einzelnen Werken ein sinnen freudiger Ausdruck und eine bestimmte Volkstümlichkeit an. Somit lebt in den von Elmar Hillebrand für die St. Heinrich-Kirche geschaffenen Werk, wenn auch in verschiedenartiger Konzeption und Form, die Bildfreudigkeit der franziskanischen Spiritualität die von Anfang an mit dem Bauwerk verbunden war, weiter.
Michel Schmitt
Literatur: J. Flies, Das Andere Esch. Ein Gang durch seine Geschichte, Luxemburg 1~ S. 613-633 u. 1037. - Ausstellungskatalog .Kirchenräume nach dem Konzil", Deuts Gesellschaft für christliche Kunst «v, München 1969.